Am Freitag, den 7. Februar um 15.09 ist Caroline in den Tod gegangen. Bewusst, mit erhobenem Haupt und voller Stolz.
Für mich hat sich in dieser Zeit, in der ich Caroline begleiten durfte, sehr viel verändert. Meine Einstellung zum Tod und insbesondere zum Freitod hat klare Strukturen bekommen. Erst jetzt – nach Carolines Tod – habe ich eine eigene, ganz persönliche Meinung zum Thema Freitod.
Es kann nicht sein, dass es todkranken Menschen legal nicht möglich ist, in den geplanten und begleiteten Tod zu gehen. Es kann nicht im Interesse unseres Landes sein, zu erwarten, dass sich diebetroffenen Personen auf die Bahngleise legen und wir die Reste Ihrer Körper von den Plankenkratzen. Vielmehr muss es möglich sein, in Würde zu sterben, nach den eigenen Vorstellungen undWünschen. Auch ist es nicht schwer, zweifelsfrei zu definieren, wem die Möglichkeit zum Sterben auf Rezept gegeben werden sollte.
Meiner Meinung nach darf die Grundlage dafür, dass jemand in den freiwilligen Tod geht, immer nureine nicht heilbare Krankheit sein. Erst wenn drei unabhängige Ärzte dies dem Patienten bestätigen,sollte der Weg für den legitimierten Freitod offen sein.
Natürlich gilt das „Recht“ nicht bei Personen, die in einer Lebenskrise einfach nicht mehr leben wollen.
Hier stehen wir als Gesellschaft in der Verantwortung, um die Betroffenen davon zu überzeugen, wielebenswert das Leben doch ist. Nehmen wir diese Menschen mit und fangen wir sie auf.
Gleichzeitig ermöglichen wir unheilbar kranken Menschen, in Würde und im Beisein ihres gewünschten Umfeldes sterben zu dürfen. Das Recht auf persönliche Selbstbestimmung hat hier nach meiner Auffassung oberste Priorität.
Hier geht mein Projekt Todestag zu Ende. Es war für mich bis jetzt das mit Abstand bewegendsteProjekt überhaupt.
Caroline war eine unendlich starke und selbstbewusste Frau. Anfangs hatte ich sehr viele Vorurteile und Bedenken gegenüber dem Thema Tod.
Der ergreifendste Moment im gesamten Projekt war das letzte Gespräch Carolines mit ihrem Sohn Stefan via Face Cam wenige Minuten vor der Einnahme des Todescocktails.
Nie zuvor zerriss es mein Herz so sehr, nie zuvor verfluchte ich den Gott, an dessen Existenz ich sowieso immer zweifelte. Dieser unglaubliche Schmerz, den Stefan empfand, lässt sich kaum in Worte fassen.
Ich werde niemals den Carolines letzten Atemzug Caroline vergessen, dieses Ausatmen, das so unglaublich in die Tiefe ging. Es ist kaum in Worte zu fassen.
Carolines letzte Minuten (nach dem Eintreten der Bewusstlosigkeit) wurden von mir mit ihrem Einverständnis aufgezeichnet. Diese Filmaufnahmen werde ich zusammen mit meinem Buch “Todestag” an die Adresse des Bundeskanzleramtes senden. Vielleicht wird dann über eineGesetzeslage nachgedacht und es werden die entsprechenden Änderungen vorgenommen, sodass es in Deutschland möglich wird, in Würde auf Rezept zu sterben.
Meine Hochachtung gilt dem Pflegepersonal, den Krankenschwestern, den Ärzten, den Hospizmitarbeitern und all den vielen anderen Menschen, die sich jeden Tag und jede Nacht mit der Materie Tod beschäftigen und so unendlich viele Menschen beim Sterben begleiten und ihnen helfen.
Mein Buch „Todestag“ erscheint zum 15.03.2014 im Buchhandel.
Leider ist das Buch “Todestag” bis jetzt trotz Ankündigung noch nicht im Buchhandel erschienen. Allerdings muss ich immer daran denken, dass der Autor seine Bücher neben seiner “normalen Arbeit” schreibt, und das stelle ich mir sowieso schon ziemlich stressig vor. Außerdem hat er anscheinend mehrere Bücher in “Arbeit”, und da kann er sicherlich gar nicht richtig planen. Zumal auch nicht alles von ihm alleine abhängt, denn nur mit dem Schreiben ist ja noch kein Buch fertig……………..
Aber es ist schon ein aktuelles Thema, und ich habe gerade wieder einige Berichte über die “aktive Sterbehilfe” gelesen. Sie wurden von betroffenen Menschen geschrieben, die genau wie Caroline in die Schweiz fahren möchten. Und immer wieder kam die Frage auf, warum das Gesetz diese in Deutschland verbietet……..
U.a. gab es auch einen Artikel von einem älteren Ehepaar, die beide an Krebs erkrankt sind, und wo bei beiden keine “Hoffnung” mehr besteht. Sie leben jeden Tag mit starken Schmerzen, die mit Medikamenten nur leicht gelindert werden können, und die so nicht mehr weiter leben möchten. Auch sie fahren in die Schweiz, und wollten eigentlich gemeinsam an einem Tag sterben. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn gerade bei älteren Menschen ist diese “Zweisamkeit” doch unheimlich wichtig. Und wenn man dann gemeinsam in die “andere Welt” gehen könnte, wäre es doch ein sehr “schönes Ende” für die Betroffenen. Allerdings ist das in der Schweiz nicht erlaubt, und sie müssen getrennt voneinander Abschied nehmen. Es müssen drei Tage dazwischen liegen…………und da frage ich mich “Warum”? Was ändert sich nun in diesen drei Tagen bei der Krankheit des Partners…………..
Ich denke, es ist ein sehr interessantes Buch, was der Autor Martin Bühler hier veröffentlichen möchte. Er hat sich intensiv mit dem Thema der “aktiven Sterbehilfe” beschäftigt, und sicherlich auch viele Informationen von Caroline erhalten. Es war mit Sicherheit eine ganz, ganz schlimme Zeit für Caroline und ihre Familie, sich überhaupt mit diesem Thema zu befassen. Aber es war Carolines Entscheidung, und ich kann sie sehr gut verstehen…………..
Schlimm finde ich persönlich, dass man für die “aktive Sterbehilfe” ins Ausland fahren muss, denn ich sehe darin eine zusätzliche Belastung für alle Beteiligten. Und dass diese “Wege” genommen werden, das kann man immer wieder von betroffenen Menschen oder deren Angehörigen lesen……
Es wird noch einige Wochen dauern, bis Todestag erscheint.
Ich habe die emotionale Belastung im Projekt Todestag ( http://www.todestag.wordpress.com ) total unterschätz. Daher bitte noch ein klein wenig Geduld.
Liebe Grüße
Martin Bühler
Ich kann noch nicht mal sagen, ob ich das Buch überhaupt lesen möchte…………
Ich habe die Berichte hier verfolgt und finde/fand die ganze Situation für alle Beteiligten unheimlich grausam. Eigentlich hatte ich mir vorher noch nie so intensive Gedanken über die “aktive Sterbehilfe” gemacht……. Obwohl ich selber für mich immer eine “andere Lösung” suchen würde, muss sich unbedingt an unseren Gesetzen etwas ändern. Aber wer spricht schon über dieses Thema…………..zumal wenn man selber nicht davon betroffen ist.
Man weiss ganz genau, dass man mit starken Schmerzen sterben wird, und nur Medikamente können diese etwas lindern. Was ist das für ein Gefühl……………..Man hat eine Familie und die müssen sich Tag für Tag dieses “Leid/Elend” mit angucken (und können nichts tun). Möchte man das…………….
Es muss doch möglich sein, dass man in seinem “Umfeld” ein Krankenhaus findet, das einem beim “Sterben” hilft, wenn die “Voraussetzungen” dafür erfüllt sind. Dafür ins Ausland fahren zu müssen…………….wie furchtbar muss das für alle Beteiligten sein. Was haben wir nur für Gesetze……………. ?