Nein, eigentlich wollte ich nichts über das Leben als Autor schreiben. Aber, ganz ehrlich, im Netz wird so viel Schwachsinn geschildert, ich kann nicht anders.
Spricht man mit Autorenkollegen, wird meist darauf gepocht, den Lesern ja nicht zu viel mitzuteilen, denn schließlich könnten ja auch aus Lesern Autoren werden. Klar kann das sein. Ich vertrete aber die Meinung, dass es unter Autoren gar keine Konkurrenz gibt. Das ganze Konkurrenzgelabere gleicht eher einem Kindergarten als erwachsenen Autoren.
Halten wir doch unsere Leser nicht für so bescheuert, denen ist doch klar, dass wir Autoren von etwas leben müssen. Zum einen ist es unser Anliegen, Botschaften mit Wörtern in die Welt zu posaunen. Wir haben Lust zu schreiben. Doch niemand schreibt, um den Text später in der Schublade oder, besser gesagt, auf der Festplatte verstauben zu lassen. Als neuer Autor erlebt man so ziemlich alles, positive wie negative Erfahrung, oft spielt aber auch einfach eine Portion Glück mit zum Erfolg eines Werks.
Das Selfpublishing, also das Veröffentlichen der eigenen Texte und Werke, erlebt seit Jahren einen Boom. Doch genau mit diesem Boom entstand auch ein neuer Markt, der Markt der Dienstleister. Und genau hier muss mit klarem Blick ein Resümee gezogen werden, denn ein Dienstleister ist eben gerade nicht ein Druckkostenzuschuss-Verlag. Ein Dienstleister in der Bücher- und eBook-Branche ist eine Service-Unternehmen, das uns Autoren in den unterschiedlichsten Phasen unseres Schreibens und unseres Autorendaseins unterstützt und unter die Arme greift.
Ich erzähle heute mal meinen Weg als Autor. Vielleicht hilft das Lesern, aber auch Autorenkollegen, manches unserer „Taten“ oder „Schandtaten“ besser zu verstehen.
Im Jahr 2011 veröffentlichte ich mein erstes Werk, „Der Samenspender“. Ich veröffentlichte damals noch unter Pseudonym bei Amazon. Erst Wochen später warf ich einen Blick auf die Verkaufszahlen, denn ich rechnete nicht wirklich mit grossartigen Verkäufen. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Das Buch lief prima. Ohne Werbung, ohne großartig darüber zu sprechen. Schnell war klar, ich schreibe weiter, denn es ist einfach Fakt, dass Erfolg einen anspornt. Da können noch so viele Autoren darüber schreiben, dass ihnen der Erfolg nicht wichtig sei, das ist Schönreden, sonst nichts. Jeder schreibt für den Erfolg. Erfolg ist nicht finanziell messbar, Erfolg ist individuell, aber ein Erfolg ist es immer dann für einen Autor, wenn Leser sein Buch lesen. Ob gratis oder bezahlt spielt hier gar keine Rolle.
Kurze Zeit später wollte ich natürlich weitere Veröffentlichungen tätigen, ich hatte Glück und kam an meinen Verlag. Ich schrieb Ratgeber zum Thema Kinderwunsch. Bestseller wurden diese natürlich nicht, aber, und das hat sich bis heute nicht geändert, sie verkaufen sich gut. Es handelt sich um ein Nischenprodukt, das ist genau das Entscheidende. Beide Ratgeber („ Schwanger ohne Sex “ und „ Familienglück “) werden in 2015 in die zweite Auflage gehen, etwas professioneller auftreten und sicher noch viele weitere Jahre ihre Leser finden. Ganz anders verhält es sich bei meinem Erstlingswerk („Der Samenspender“). Der verkaufte sich ohne Ende im ersten Jahr, doch nach so einem tollen Jahr ging es kontinuierlich bergab. Denn hier ist die Leserschaft begrenzt. Wenn ich an die Anfangszeit denke, da waren Amazon-Abrechnungen mit 1300 Euro im Monat dabei, wohlgemerkt für ein Buch mit 60 DIN-Seiten.
Natürlich legt man das Geld nicht zur Seite, man investiert es wieder in seine berufliche Laufbahn als Autor. Man lässt Webseiten entwicken, beauftragt neue Cover und tastet sich an das Thema Marketing heran. Denn eines ist auch ganz klar, die Möglichkeiten eines kleinen Verlages, in die Werbung seiner Autoren Geld zu investieren, ist gering. Die kleinen Verlage kämpfen meistens damit, dass sie monatlich über die Runden kommen.
An meiner Tätigkeit fand ich immer mehr Gefallen, nicht nur am Schreiben, sondern auch am Selbstvermarkten. So folgten weitere Bücher wie „ Grenzwertig “ oder „ Schattenlicht “ ganz ohne Verlag, denn es war unklar, ob diese überhaupt einen Absatz finden würden. Doch ohne Verlag ist man recht eingeschränkt, denn nicht alle können alles. Ich für meinen Teil kann weder ein Cover gestalten, noch eine Webseite programmieren. Also machte ich mich auf die Suche nach Dienstleistern. Und ich wurde fündig. Ich fand Personen wie Christian Balcaen, der für mich formatiert, Nina Braun und Christian Bass die meine Cover entwerfen, Clemens Gull und Andre Trettling, die die Website betreuen, und so entwickelte sich ein Team.
Je professioneller sich alles entwickelte, um so mehr Anfragen kamen von der Presse. Natürlich der Idealfall, denn kostenlose Werbung vor einem großen Publikum ist immer ein fantastische Sache. Mit einem Pressetermin, wie beim Axel Springer Verlag oder dem ZDF, kamen immer neue Anfragen, und so ergab ein Termin den anderen. Der grosse Nachteil allerdings ist, dass das eigene Zeitfenster zum eigentlichen Schreiben immer geringer wird. Um aber aktuell zu bleiben, braucht es eben auch neue Werke. Der Mittelweg muss gefunden werden, manchmal gelingt es mehr, manchmal weniger.
Je mehr Öffentlichkeitsarbeit ich machte, um so dubiosere Angebote kamen, denn längst sind findige Marketingunternehmen auf die neue Branche von Selbstverlegern aufmerksam geworden. Jeder Autor muss für sich selbst entscheiden, was bringt mir etwas für meine Werke und was ist rausgeschmissenes Geld. Das gelingt nicht immer, auch mir heute noch nicht. Ein Grundsatz trifft aber fast immer zu: Die beste Werbung ist Pressearbeit, und die kostet gar nichts an finanziellen Mitteln, sondern nur die kostbare Zeit. In meinen Anfangsjahren habe ich selbst oft den Fehler gemacht, dass ich eine Werbemaßnahme zu schnell beurteilt habe. Werbung muss auf lange Sicht gesehen werden, und oft sind verschiedene Komponenten der Werbung erst im Verbund erfolgreich.
Auch die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter habe ich früher unterschätzt. Mittlerweile sind darüber tolle Kontakte entstanden, wie zum Beispiel mit Britta vom Traumstunden Verlag und viele anderen.
Hier meine ganz persönliche Top Marketing-Liste:
- Grundvoraussetzung, um ein Buch zu verkaufen, ist das Erscheinungsbild, sprich das Cover. Es entscheidet in Bruchteilen von Sekunden, ob ein Leser das Werk näher betrachtet oder an ihm vorbeigeht. Wenn ich sehe, was manchmal an Cover angeboten wird, frage ich mich ernsthaft, wer das Buch kaufen soll. Da gibt es unzählige Möglichkeiten, das zu ändern, auch gute Designer müssen nicht unbedingt unbezahlbar sein.
- Ein Lektorat ist meines Erachtens unumgänglich. Ob ein Leser 99 Cent bezahlt oder 4,99 Euro für ein Buch, Fakt ist, er bezahlt. Dann hat er ein Recht darauf, ein möglichst gut lektoriertes Werk zu bekommen.
- Kontakt mit den Medien erleichtert es, ein neues Werk vorzustellen. Daher schadet die klassische Weihnachtskarte an die Redaktion, die man sonst auch öfter anschreibt, gar nicht. Ein ordentlich angelegter Presseverteiler ist Pflicht und kostet nichts.
- Tolle Buchblogs bringen wirklich viel. Da muss dann eben ein Buch mal als Rezensionsexemplar geopfert werden. Das ist langfristige Werbung, aber effektiv.
- Soziale Netzwerke ständig und regelmäßig pflegen, so baut man langsam seine eigene Fangemeinde auf.
Was ich eigentlich aber mit meinem Artikel aussagen möchte, ist etwas ganz anderes. Kein Autor sollte sich verleiten lassen, zu einem Druckkostenzuschuss-Verlag zu gehen. Man sollte nicht immer alles schwarz-weiß sehen, sondern kann ja auch kombiniert arbeiten. Bringt man sein eigenes Werk nicht in der Verlagswelt unter, dann veröffentlicht man es eben selbst. Es gibt mittlerweile unzählige Plattformen für Selbstverleger, ich denke an die Self-Publishing Bibel von Matthias Matting , ich besuche sie täglich, denn dieser Blog trägt die Bezeichnung „Bibel“ absolut zu Recht. Tolle Ratgeber gibt es auch von Tobias Schindegger, der etwas andere Wege geht als viele andere. Ich könnte die Liste weiter fortführen. Jeder, der ein Buch veröffentlichen will, kann sich selbst helfen oder eben auch helfen lassen.
Ich vermute, das ist aber eine rein spekulative Schätzung, dass 60 Prozent der in Deutschland registrierten Verlage keine Verlage im klassischen Sinne sind, sondern Dienstleister.
Unzufrieden bin ich bei meinen eigenen Büchern mit dem Printsektor. CreateSpace ist eine tolle Sache um auszuloten, ob sich ein Buch verkaufen lässt, der Gewinn dabei ist so gering, dass man damit nicht mal die Kosten der Formatierung wieder hereinbekommt. Nach zwei Jahren beende ich gerade für mich das Projekt CreateSpace und lasse meine Bücher in Polen drucken. Ich zahle dort bei einer der namhaftesten Druckereien rund 2,50 Euro für 298 Seiten.
Über den VLB hab ich mir zehn ISBN-Nummern besorgt und vertreibe meine Bücher nun zum einen über meinen Online Shop , zum anderen über Amazon , (auch der Versand erfolgt über Amazon). Durch die Leistung beim VLB erhielt ich schon wenige Tage später Bestellungen vom Buchhandel, das super klappte. Das einzige Unternehmen, mit dem ich nicht klar komme, ist Thalia.
Thalia verlangt 40 Prozent Rabatt auf den Verkaufspreis. Das ist üblich, klar, aber doch nicht für ein einzelnes Buch. Die Einzelbestellungen von den Thalia-Filialen habe ich, zugegeben schweren Herzens, abgelehnt. Entweder kann eine Filiale zehn Bücher von mir bestellen und erhält dann ihre 40 Prozent Rabattierung oder sie bestellen einzeln und erhalten nur 15 Prozent Rabatt. Bis jetzt stellt sich das Unternehmen quer, aber der Aufwand mit einem Einzelversand an Thalia, Rechnungsstellung, 30 Tage Zahlungsziel, und dann noch 40 Prozent Rabatt, geht gar nicht und steht in keinem Verhältnis.
Anscheinend sitzt der Buchhandel, und hier insbesondere Thalia, noch auf einem so hohen Ross, dass sie ihren Kunden, die in den Filialen eines meiner Bücher bestellen wollen, mit „NEIN, haben wir nicht und können wir auch nicht bestellen“ verkaufen. Dann wird der Kunde eben über Amazon beliefert, praktisch, kostengünstig und frei Haus.
So, nun bekommen noch ein paar Autoren ihr Fett weg.
Was mich an manchen Autoren so unglaublich nervt ist das ewige Jammern. Sei es über Amazon, über die grosse Anzahl an negativen Rezensionen usw. Gestern Abend war ich seit langem mal wieder im KDP-Forum, es ist exakt das Gleiche wie vor zwei Jahren: Jammern, jammern, jammern. Ich bin selbst auch bei Amazon, ich kann mich in keiner Weise beklagen. Die Verkaufszahlen sind aktuell, das Veröffentlichen geht in wenigen Stunden, Gratisaktionen werden zeitlich eingehalten, und ausbezahlt wird auch immer pünktlich.
Ich habe gerade einige eBook-Distributions-Unternehmen ausprobiert, ein sagenhaftes Chaos. Zuerst war ich bei Neobooks, der Grund lag darin, dass ich die Community recht lebendig finde. Leider klappte nicht mal, dass ich meine Dateien einspielen konnte. Support-Anfragen wurden nicht beantwortet, so war das Thema für mich durch.
Danach spielte ich mit dem Gedanken zu Xinxii zu wechseln, die Konditionen waren mir aber zu schlecht. Aber, das sollte nicht unerwähnt bleiben, bei Fragen war der Support super schnell.
Dann erfolgte ein Versuch bei Narcissus, dem neuen Anbieter aus Italien.
Auch hier war der Ansprechpartner, besser gesagt die Ansprechpartnerin, wirklich nett, kompetent und turboschnell. Das Unternehmen war aber eine einzige Katastrophe. Ich hatte ein Buch über Narzissmus formatieren lassen, erst 25 Tage gewartet, und das Resultat glich dem eines absoluten Anfängers. Das zweite Buch war dann auf den unterschiedlichen Plattformen vertreten, teils ohne Cover, teils mit farblich total veränderten Farbkombinationen. Weiter gab es ein Buch, das mit drei unterschiedlichen Preisen auf insgesamt vier Plattformen vertreten war. Ich hatte selbst einige Probekäufe getätigt (Hugendubel, Thalia, Weltbild, Google), nach sechs Tagen waren diese nicht, (und sind es bis heute nicht), in der Verkaufsstatistik zu sehen.
Nein, nein, ich weiß Amazon zu schätzen. Klar klappt nicht immer alles, aber in der Regel klappt alles gut. Und die Autoren, die immer der Meinung sind, alles ist schlecht bei Amazon und Co, die sollen sich doch einfach andere Plattformen suchen oder bessere Bücher schreiben.
In diesem Sinn, Euch allen ein wunderschönes Wochenende